Herr meiner Daten

Was ich bei den sozialen Netzwerken, und Facebook insbesondere, ja nicht verstehe, warum darf ich nicht Herr meiner eigenen Daten sein? Warum wird es mir zum Beispiel so schwierig gemacht, meine Privatsphären-Einstellungen anzupassen, so dass ich und Andere sie auch verstehen? Ok, die Frage nach dem Warum stellt sich eigentlich ja nicht, weil wir alle wissen, Facebook und Co. wollen ja genau das nicht, dass wir es verstehen und damit nichts mehr nach außen preisgeben.

Warum ist es aber nahezu unmöglich, dafür zu Sorgen, dass meine Daten nicht an Dritte, die ich und die mich nicht kennen, weitergeleitet werden? Wieso muss ich in mühsamer Kleinarbeit dafür sorgen, dass der Klick auf ein „Gefällt mir“ nicht Wellen mit so weiten Kreisen schlägt, wie ich mir das vorher gar nicht denken konnte? Klick seit kurzem bei Facebook auf „Gefällt mir“ bei einem Beitrag auf der Pinnwand eines Freundes auf „Gefällt mir“ und all Deine Freunde, auch wenn Sie Ihn nicht kennen, werden es lesen können und wenn die auf Gefällt mir klicken, deren Freunde und so weiter. Jetzt mal ernsthaft, im realen Leben frage ich doch meine Freunde auch nicht nach deren Freunde, die ich nicht mal im Ansatz kenne und umgekehrt. Bei Facebook werden mir aber durch die neuen Einstellungen Personen aufgedrängt, die ich nicht kenne, zu denen ich keinen Bezug habe und gleichzeitig kann ich mir nicht mehr sicher sein, wer meine Inhalte alles zu Gesicht bekommt.

Wo soll der Sinn darin liegen, ausser das jeder für Jeden transparent erscheint?

Wieso kann ich nicht meine Daten unwiderruflich löschen? Wieso meinen die Betreiber der sozialen Netzwerke, dass Daten auf ewig bestand haben müssen, selbst wenn ich das nicht möchte? Klar, hier könnte man behaupten, was du einmal zu wem gesagt hast, vergisst der vielleicht nicht. Aber seien wir ehrlich, in der Realität wächst gerade bei den zwischenmenschlichen Beziehungen irgendwann über das Meiste Gras. Irgendwann kräht kein Hahn mehr danach, was ich letztens auf einer Party zu irgendwem gesagt habe, oder das ich irgendwen aus irgendwelchen Gründen mal nicht leiden konnte. Facebook und Co. vergessen aber nichts, und wollen das auch nicht, selbst wenn ich das wünsche. Damit wird man zu einem gewissen Grad unmündig. Was ich mich in diesem Zusammenhang letztens fragte, war: Was passiert eigentlich mit Bildern die dritte von mir bei Facebook hoch laden? Mir ist zwar bewusst, dass Bilder, die ich hoch lade, laut den AGBs Facebook zur unbeschränkten Nutzung berechtigen, aber hier liegt ja auch eine Willenserklärung von mir vor, da ich es eben aktiv unterstützt habe. Aber wie ist das nun, wenn ein Freund ein Bild von mir hoch lädt, auf dem vornehmlich nur ich zu sehen bin. Habe ich dann noch die Möglichkeit, es wirklich löschen zu lassen? Schließlich sichert mir das deutsche Recht das Recht an meinem eigenen Bild zu, um solche Fälle zu vermeiden?

Hat also mal wer versucht, Bilder entfernen zu lassen, die er selbst nicht zur Verfügung gestellt hat?

Wenn man übrigens mal sehen will, was Facebook von einem so alles speichert (und wirklich nicht löscht, auch wenn man es glaubte, weil man es in Lösch-ähnlichem Prozess entfernte), dem empfehle ich folgenden Blog-Eintrag: http://gutjahr.biz/blog/2011/09/facebook-so-holst-du-dir-deine-daten/

Abschließend möchte für mich noch mal klarstellen, ich habe nichts dagegen, dass solche Seiten über mich alles mögliche speichern wollen und zum Teil auch müssen und von mir aus auch niemals löschen wollen, damit die Dienste mit „Sinn“ und „Leben“ gefüllt werden, nur die Herrschaft über meine Daten, sollten immer bei mir liegen. Zumindest sollte die öffentliche zur Schau Stellung meiner Inhalte unterbunden werden, wenn ich dies nicht mehr möchte. Ich bin der Herr meiner Daten.

 

 

2 Replies to “Herr meiner Daten”

  1. Ich frage mich manchmal, ob es nicht einen Paradigmentwechsel in der Wahrnehmung bzw. Bewertung solcher „Like“ – „Don’t Like“ Kommentare geben wird, d.h. ob man solche One-Click-Bewertungen einfach nicht so ernst nehmen wird wie andere, ausformulierte Äußerungen. Das bezieht sich auf die individuelle Wahrnehmung. Eine andere Frage ist, was mit der kumulierten Masse an Bewertungen, Suchanfragen, Websites etc. – Stickwort Datamining – passiert. Wenn also dein zukünftiger Chef oder die Regierung sich ansehen können, was die Themen sind, für die du dich interessierst bzw. nicht interessierst, was deine Meinung ist etc. Obwohl es das ja alles schon gibt…

  2. Vor allem, wenn die Masse der Daten durch mich nicht mehr entfernbar ist. Ich glaube, dass niemand über mich Profile anlegen sollte, ohne mein Einverständnis und das ich mein Einverständnis auch jederzeit wieder entziehen können muss. Wenn man dies den „einfachen“ Menschen nicht zugestehen möchte, sollte man sich dafür mal revanchieren. Ich möchte mal wissen, wie doof Mark Zuckerbeg oder Chefs, die solche Praxisen unterstützen, aus der Wäsche gucken, wenn man von Ihnen alles zusammenträgt und Jedermann zur Verfügung stellt. Quasi das Social Profiler Leaks.

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